5. CrowdCamp des Europäischen Crowdfunding-Netzwerks mit Schwerpunkt auf nachhaltiger Finanzierung
Mitte Juni fand das 5. CrowdCamp der Europäisches Crowdfunding-Netzwerk (ECN) fand praktisch in Prag in Zusammenarbeit mit Deloitte statt. Drei Tage lang tauschten sich Crowdfunding-Plattformen und Vertreter der europäischen Institutionen wie der Europäischen Investitionsbank über die Themen nachhaltige Finanzierung und Zugang zu Kapital für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus. Die Zusammenfassung der verschiedenen Branchenperspektiven finden Sie hier.
Ein Blick hinter die Kulissen
Die Dinge bewegen sich. Die Crowdfunding-Branche hat sich in den letzten zehn Jahren erheblich weiterentwickelt und diversifiziert. Mit diesem kurzen Bericht möchten wir Ihnen einen Blick hinter die Kulissen und aktuelle Diskussionen rund um Crowdfunding und nachhaltige Finanzen geben.
Das 2013 gegründete ECN fördert die aktive Zusammenarbeit und Zusammenarbeit zwischen europäischen Crowdfunding-Plattformen. ECN zielt daher darauf ab, den rechtlichen Rahmen für Crowdfunding in der gesamten EU zu harmonisieren, alternative Finanzierungsformen als Innovationstreiber zu fördern und für mehr Transparenz in der Branche einzutreten. Diese Aktivitäten finden in einem engen und vertrauensvollen Austausch mit Vertretern der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments und des EU-Rates statt. Die EU-Kommission weiß wie Entscheidend ist der Zugang zu Kapital für 25,1 Millionen KMU, das sind 99,8 Prozent aller Unternehmen in der Europäischen Union, rund 27% des BIP und fast 50% der Gesamtlohnsumme. Dies gilt umso mehr während einer Pandemie. Gleichzeitig hat die Europäische Union nachhaltiges Wirtschaften für den kommenden Programmplanungszeitraum (2021-2027) ganz oben auf ihre Prioritäten gesetzt und verfolgt mit der EU sehr ehrgeizige Ziele Europäischer Green Deal.
Viele Perspektiven, ein Ziel
Das CrowdCamp wurde vom ECN Executive Director veranstaltet, Oliver Gajda und Ron Given, CE Senior Legal Counsel von Deloitte in der Tschechischen Republik. Angesichts der zunehmenden Betonung, die Deloitte und seine Kunden darauf legen, die Themen nachhaltige Finanzierung, Klimaschutzagenda und ESG-Investitionen (was für „Umwelt, Soziales und Governance“ steht) voranzutreiben, war Deloitte stark positioniert, um das 5. CrowdCamp gemeinsam auszurichten im Prager Büro.
Das Programm umfasste insgesamt 19 Redner, die dem Publikum einen Überblick über relevante Themen für die Branche gaben, sie über bevorstehende Initiativen informierten und erklärten, wie die verschiedenen Stakeholder die Entwicklung bewerten. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, ihre Fragen während der Live-Online-Sitzungen an jeden Hauptredner und jedes Panel zu richten.
10. Juni 2020: „Chancen: Eine europäische Vision für nachhaltige Finanzen und das europäische Green Deal“
Martin Špolz, Der Leiter der Abteilung für nachhaltige Finanzen in der Generaldirektion Finanzdienstleistungen der Europäischen Kommission (GD FISMA) hielt die erste Grundsatzrede. In seiner Rede unterstrich Špolz die Bedeutung nachhaltiger Investitionen. Er betonte seine weitreichende Bedeutung für die Europäische Union in den kommenden Jahren und die Regeln und Leitlinien, die im Rahmen der EU umgesetzt werden Aktionsplan für nachhaltige Finanzen, einschließlich der nachhaltigen Finanzierung Taxonomie. Špolz erklärte, dass sich diese Investitionen während der Krise deutlich besser entwickelt haben als herkömmliche Investitionen: „Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass Investitionen, die Nachhaltigkeitsaspekte verfolgen, während der Krise eine viel bessere Performance erzielt haben als andere Investitionen.“.
Nachher Ondřej Kovařík, Der Tscheche, Mitglied des Europäischen Parlaments, wo er im „Ausschuss für Wirtschaft und Geld“ tätig ist, beschrieb seine Ansicht zum Europäischen Green Deal und zur Finanzierung von KMU. Seiner Meinung nach war der Zugang zu Kapital für KMU bereits vor Covid-19 für das Überleben vieler Branchen von entscheidender Bedeutung und wird im Hinblick auf die Nachhaltigkeit noch wichtiger.
Beide Hauptredner begrüßten den rechtlichen Rahmen für europäische Crowdfunding-Dienstleister (ECSP), der ab 2021 eine grenzüberschreitende Finanzierung über Crowdfunding-Plattformen ermöglichen wird. Anschließend begrüßte das Moderationsduo die CEOs von zwei Crowdfunding-Plattformen und einen auf Nachhaltigkeitsinvestitionen spezialisierten Business Angel Club Nuno Brito Jorge von GoParity (Barcelona), Christin Friedrich von Innovation (Berlin) und Filipe Portela von COREangels (Lissabon), die die Rolle einer nachhaltigen Finanzierung in ihrer Entwicklung darlegten.
In Bezug auf die Corona-Krise wurde erwähnt, dass insbesondere belohnungsbasierte Crowdfunding-Plattformen durch die Platzierung und Unterstützung vieler Projekte dazu beigetragen haben, den kurzfristigen Liquiditätsbedarf von Unternehmen zu decken. Als Beispiel ECN-Mitglied Startnext wurde als größte deutsche belohnungsbasierte Crowdfunding-Plattform genannt, die es Unterstützern ermöglicht, in den drei Monaten seit der Sperrung Mitte März über 9 Millionen Euro für Projekte aufzubringen. Um diese Zahlen ins rechte Licht zu rücken, entspricht dieser Betrag 10% des Gesamtvolumens, das Startnext während seines zehnjährigen Bestehens platziert hat.
Das Fazit des Tages war, dass Nachhaltigkeit auf Plattformen immer mehr an Bedeutung gewinnt und noch nachhaltigeren Projekten Zugang zu Kapital verschafft, indem es Privatpersonen als Investitionsmöglichkeit zur Verfügung gestellt wird. Mit anderen Worten, der einfache und direkte Zugang über Plattformen, die als Technologieanbieter und Kuratoren fungieren, ermöglicht es Privatanlegern, ihre Ressourcen so einzusetzen, dass die Finanzierungslücke für nachhaltige Projekte geschlossen wird.
11. Juni 2020: „Die Herausforderung: Crowdfunding nachhaltig machen“
Am zweiten Tag des CrowdCamps, Elly Schlein, Die Vizepräsidentin der norditalienischen Region Emilia Romagna eröffnete den Tag von Bologna aus. Schlein kennt die Macht der Menge sehr gut, da sie 2008 aus erster Hand erfahren konnte, wie Mikrospenden der demokratischen Kandidatin Barack Obama geholfen haben, Präsidentin zu werden, da sie Teil des Wahlkampfteams für den Wahlkampf des ehemaligen Präsidenten war.
Der ehemalige Europaabgeordnete betrachtet die Kreditvergabe und das Crowdfunding von Aktien als Instrumente zur Umsetzung regionaler Entwicklungsziele, z. im sozialen Wohnungsbau im Sinne einer „Bürgerpartnerschaft“, weshalb die Region Emilia Romagna nicht nur das Crowdfunding als regionale Behörde fördert, sondern auch dessen Akzeptanz bei den Bürgern fördert.
Der zweite Hauptredner war Rafał Rudzk, verantwortlich für nachhaltige Finanzen und Klimawandel in der polnischen Niederlassung von Deloitte. Der starke Zusammenhang zwischen Klimaschutz und nachhaltiger Finanzförderung spiegelt sich laut Rudzk auch im Portfolio institutioneller Kunden wider, da die Nachfrage nach ESG-Produkten stetig steigt.
Zsolt Balogh, Der Entwickler von Solaranlagen, die durch Crowdfunding finanziert werden, präsentierte dem Publikum seine Erfahrungen aus der Vergangenheit und erklärte, wie solche Finanzierungssysteme strukturiert werden können, da Crowdfunding Entwicklern helfen kann, Projekte zu finanzieren, die für Banken und Fonds zu klein sind. Er wies auch darauf hin, wo Crowdfunding noch effektiver eingesetzt werden könnte, wenn die Preisstrukturen der Branche durch Skalierbarkeit weiter an den Markt angepasst werden könnten.
In der Abschlusssitzung des Tages, Perrine Pouget von der Europäischer Investitionsfonds (EIF, Luxemburg) stellte das Programm der Europäischen Kommission für Beschäftigung und soziale Innovation (EaSI) und seine vom EIF verwalteten Finanzinstrumente vor, das sie anschließend anhand von zwei praktischen Beispielen für die Gewährung von Darlehen an Crowdfunding-Plattformen zur Finanzierung von Nachhaltigkeitsprojekten erläuterte. Der EIF hat ihnen Wachstumskapital in Form von Betriebskrediten zur Verfügung gestellt, um mehr (nachhaltigen) KMU den Zugang zu Kapital zu ermöglichen. Pouget fügte hinzu, dass in Zukunft weitere Transaktionen ähnlicher Art zu erwarten seien.
Perrine eröffnete die Diskussion für Erkenntnisse von anderen Diskussionsteilnehmern Jan Willem Grandia von OnePlanetCrowd (Amsterdam) und Eva Sadoun von Lita.co (Paris). OnePlanetCrowd ist eine der größten Crowdfunding-Plattformen für Nachhaltigkeitsprojekte in Europa und hat kürzlich vom EIF ein Darlehen in Höhe von 1 Million Euro erhalten, um das weitere Wachstum zu unterstützen. Bisher hat OnePlanetCrowd 62 Millionen Euro investiert. Das Gründungsteam hatte zuvor als Impact-Investoren fungiert und sich mit der Masse über ihre eigenen Investmentfonds kofinanziert.
Beim Thema der Identifizierung nachhaltiger Unternehmen berücksichtigt die französische Crowdfunding-Plattform für soziale Auswirkungen von Eigenkapital Lita.co ihren sozialen und ökologischen Fußabdruck und kann Anlegern einen Steuervorteil in Ländern bieten, in denen dies durch nationale Bestimmungen vorgesehen ist. Bisher hat Lita.co in drei Ländern (Belgien, Frankreich, Italien) insgesamt fast 50 Millionen Euro in über 100 Unternehmen investiert. Die Vision des Mitbegründers von Lita.co Eva Sadoun ist es, die „Solidaritätsfinanzierung“ zu digitalisieren und damit den Anlegern ein nahezu 100% nachhaltiges Portfolio anzubieten.
12. Juni 2020: „Die Perspektive des Anlegers: Nachhaltigkeit, Transparenz und Anlegerschutz
Am dritten Tag, Ira Saul Rubenstein von Traficon-Berater trat bei Oliver Gajda bei der Moderation der Sitzungen. Im Laufe des Tages teilten ihre Diskussionspartner dem Publikum ihre Gedanken darüber mit, wie wichtig die Themen Transparenz und Open Data für Investoren im Bereich Nachhaltigkeit sind. In diesem Zusammenhang, Olivier Schulbaum von Goteo In Barcelona wurde untersucht, wie Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) in Crowdfunding integriert werden können. Schulbaum ging auch auf die Notwendigkeit von Open Data und Transparenz in der Crowdfunding-Branche ein.
Aus Luxemburg, Daniel Farchy von dem Europäische Investitionsbank (EIB) beschrieb die Rolle des weltweit größten multilateralen Kreditgebers, der allein 2019 KMU 25 Milliarden Euro zur Verfügung stellte. Die EIB hat sich verpflichtet, die Taxonomie der Europäischen Kommission für nachhaltige Finanzen in all ihren Betrieben langfristig umzusetzen. Mittelfristig sieht sich die EIB auch in der Lage, Crowdfunding-Plattformen bei der Finanzierung von KMU über geeignete Fondsstrukturen zu unterstützen.
Auch aus Luxemburg, Arnaud Gillin von Innpact beschrieben den Zusammenhang zwischen Impact Investing, Investment Funds und Crowdfunding. Innpact führt seit 13 Jahren Impact Investment Funds für Initiatoren ein, damit diese sich auf die Auswahl der Anlagen konzentrieren können. Eine Reihe von operativen Lehren aus Impact Investment Funds kann für Crowdfunding-Plattformen bei der Strukturierung ihrer eigenen Aktivitäten hilfreich sein.
Im abschließenden Panel diskutierte Moderatorin Ira Saul Rubenstein mit mit ihm über Nachhaltigkeit, Anlegerschutz und Transparenz Heather Langsner von Flatworld Partner, Coenraad de Vries von OnePlanetCrowd, Pasi Vänttinen von GreenMorrow und Luís Fonseca von Senfkorn-Labyrinth.
Das Ergebnis des dritten Tages war, dass Crowdfunding ein wesentlicher Teil des Puzzles ist, um weiteres Kapital für nachhaltige Projekte freizusetzen. Eine entscheidende Aufgabe wird jedoch sein, wie die nachhaltigen Auswirkungen gemessen werden können. Die Regeln und die Taxonomie der Europäischen Kommission, die im Aktionsplan für nachhaltige Finanzen für eine umweltfreundlichere und sauberere Wirtschaft festgelegt sind, werden hier entscheidend sein, aber die Vereinten Nationen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) wird sich auch auf die Entwicklung des Sektors auswirken. Da die Vorschriften der Europäischen Union und die SDGs jedoch nicht auf alle Branchen und Regionen gleichermaßen angewendet werden können, ist ein noch besseres Verständnis und genauere Spezifikationen erforderlich. Die neu gegründete ECN-Arbeitsgruppe für nachhaltige Finanzen ist fest entschlossen, ihren Beitrag in dieser Hinsicht zu leisten.
Ein Fazit aus Prag
Das 5. ECN CrowdCamp fand in hohem Tempo statt und es war faszinierend zu sehen, wie die verschiedenen Interessengruppen aus Praxis und Politik Crowdfunding bewerten und nutzen, um europäischen KMU Kapital zur Verfügung zu stellen. Die Redner waren sich einig, dass nachhaltige Investitionen nicht nur die Zukunft des Crowdfunding sind, sondern auch DER aktuelle Trend, der angesichts der Gefahr, die der Klimawandel für Gesellschaft und Wirtschaft darstellt, nicht übersehen werden kann.
Francesca Passeri, Der Direktor für öffentliche Angelegenheiten bei ECN schließt mit einem Blick in die Zukunft: „Wenn wir eine wirklich effektive Verlagerung der Investitionen in Richtung Nachhaltigkeit erreichen wollen, müssen die Crowdfunding-Branche und der traditionellere Finanzsektor eng zusammenarbeiten. Die zunehmende Relevanz für die Erleichterung des Zugangs von KMU zu Finanzmitteln sowie für das Transaktionsvolumen in der EU ist ein klares Zeichen dafür, dass die Perspektive von Crowdfunding-Plattformen und Mikrofinanzanbietern bei künftigen Entwicklungen berücksichtigt werden sollte. Mehrere Crowdfunding-Plattformen in der EU haben bereits ihre Geschäftsmodelle strukturiert, um Investitionen und Kredite in Unternehmen zu fördern, die einen klaren Fokus auf Nachhaltigkeit haben. “
Christin Friedrich ist CEO von Innovation (innovestment.eu), die alternative Finanzierungs- und Investitionsplattform, die sich auf die langfristige Finanzierung nachhaltiger Auswirkungen für KMU konzentriert. Christin ist auch Vorsitzende der gemeinnützigen Organisation Europäisches Crowdfunding-Netzwerk (ECN) mit Sitz in Brüssel. Zusammen mit anderen europäischen Plattformbetreibern setzt sie sich für mehr Transparenz, gemeinsame Standards und ein grundlegendes Verständnis der positiven Auswirkungen alternativer Finanzierungen auf die europäische Wirtschaft und Gesellschaft ein. Innovation ist Teil der ECN-Arbeitsgruppe für nachhaltige Finanzen. Als Mitglied des Technologie- und Innovationsausschusses der Industrie- und Handelskammer Berlin Christin trägt zur Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie für die Stadt Berlin bei und beteiligt sich mit großer Freude an der Weiterentwicklung der administrativen Modernisierung. Zuvor arbeitete sie für Unternehmensberatungen in Berlin und Hamburg und war Mitbegründerin eines Tourismus-Start-ups in Island. Sie war auch Vorstandsmitglied von InvestHorizon, ein Programm der Europäischen Kommission zur Förderung des „Zugangs zu Finanzmitteln“ für kleine und mittlere Unternehmen. Christin ist zertifizierter Financial Investment Broker (IHK).
Alle CrowdCamp-Diskussionen vom 12. Juni 2020 können eingesehen werden Hier.
Über ECN
Die gemeinnützige Organisation Europäisches Crowdfunding-Netzwerk (ECN) mit Sitz in Brüssel arbeitet mit europäischen Plattformbetreibern zusammen, um mehr Transparenz, gemeinsame Standards und ein grundlegendes Verständnis der Rolle von Crowdfunding als alternative Finanzierungsform und des Potenzials für die europäische Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern.
Darüber hinaus drängt das ECN auf eine europäische Harmonisierung des Crowdfunding-Marktes mit dem European Crowdfunding Service Provider Regime (ECSP) als Rechtsrahmen. Alle Beteiligten sowie die europäischen Institutionen sehen in der europaweiten Expansion ein großes Potenzial für die gesamte Branche. Die Organisation wird von der Europäischen Kommission unterstützt, die Crowdfunding als Schlüsselbranche zur Verbesserung des Zugangs von KMU zu Kapital fördert.